Die Gründung der Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt SLV Duisburg geht auf die rasche Entwicklung der Schweißtechnik zu Ende des 19./zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurück.
Bereits 1897 gründeten sich der Calciumcarbid und Acetylengasverein, Frankfurt/Main und der Deutscher Verein für Acetylen und Carbid, Berlin. Beide Vereine schlossen sich dann bereits im Jahr 1898 zu dem Deutschen Acetylenverein (DAV) zusammen.
Durch den immer höheren Bedarf an Acetylen und Sauerstoff gründete der DAV im Jahr 1907 die Fachgruppe Autogene Metallverarbeitung, aus der dann im Jahr 1908 der Verband für Autogene Metallbearbeitung, Berlin (VAM) entstand.
Schon 1909 wurden die ersten Kurse für Personal, das Schweißarbeiten ausführen sollte, durch den Deutschen Acetylenverein (DAV) ausgerichtet und vom Verband für Autogene Metallbearbeitung (VAM) übernommen. Im Jahr 1926 gab es schon annähernd 2000 ausgebildete Autogenschweißer (Gasschweißer).
Zu dieser Zeit war das Ruhrgebiet geprägt durch die stahlerzeugende Industrie, den Bergbau, die Schwerindustrie und die weiterverarbeitende Stahlindustrie. Deren großes Interesse an einer industriellen Nutzung der Schweißtechnik führte dazu, dass sich in ganz Deutschland Ortsgruppen des VAM bildeten, zu denen unter anderem auch die „Ortsgruppe Ruhrgebiet" gehörte.
Die stetig ansteigenden Mitgliederzahlen dieser Ortsgruppe veranlassten den Vorstand des VAM, die „Ortsgruppe Ruhrgebiet" aufzulösen und in größeren Städten neue Ortsgruppen zu bilden. Diese sollten dann unter „Rheinisch-Westfälische Industriegruppe" (RWI) zusammengefasst werden.
Der Beschluss wurde umgesetzt und Ernst Kalisch zum Obmann der „Rheinisch-Westfälischen -Industriegruppe" gewählt.
Am 22.02.1927 wurde in der 6. Mitgliederversammlung der RWI die Ortsgruppe Duisburg gegründet. Dort erkannte man schnell, dass viele Einflüsse, welche für ein sicheres Beherrschen der Schweißtechnik nötig gewesen wären, nur unzulänglich bekannt waren.
So erforderte die sichere Anwendung der Schweißtechnik nicht nur verfahrenstechnische Kenntnisse, sondern auch die Kenntnisse von den werkstoffkundlichen und konstruktiven Einflüssen und deren Wechselwirkungen untereinander.
Es war das Ziel, durch eine umfassende theoretische und praktische Ausbildung des schweißtechnischen Personals sowie durch Versuche, diese benötigten, weitergehenden Kenntnisse zu erhalten und das Schweißen in der Technik zu etablieren.
Auf Betreiben der RWI, Ortsgruppe Duisburg, beschlossen die Stadt Duisburg und der „Verband für Autogene Metallverarbeitung e.V. zu Hamburg" am 14. Juni 1928 die Errichtung einer Lehr- und Versuchsanstalt für autogene Schweißverfahren in Duisburg.
Am 08.12.1928 nahm die „ Westdeutsche Schweiß- Lehr- und Versuchsanstalt" in der damaligen Sedanstraße 17a in Duisburg-Hochfeld ihre Tätigkeit auf. Ernst Kalisch wurde die Leitung des Hauses übertragen, die er bis 1934 hatte. Ihm folgte dann Carl Hase.
Durch die Spezialisierung rund um das schweißtechnische Fachwissen entstand eine neue Qualität sowohl in der praktischen als auch in der theoretischen Ausbildung. Doch es brauchte Zeit – denn es mussten die Ausbildungsrichtlinien entwickelt und vereinheitlicht werden.
Dennoch konnte schon 1932 der erste Schweißfachingenieurlehrgang in der SLV Duisburg absolviert werden.
Die Zeit von 1935 bis 1945 hinterließ auch bei der SLV Duisburg ihre Spuren. So wurden die Tätigkeiten der SLV Duisburg durch die Bombenangriffe auf die Produktionsstätten in Duisburg, in deren Einzugsgebiet die SLV lag, stark behindert.
Sofort nach dem Krieg erfolgte die Reorganisation der SLV Duisburg und die Wiederaufnahme der praktischen und theoretischen Ausbildung. Dabei wurde gleichzeitig auch der Entwicklung hin zum Lichtbogenhandschweißen, wie es sich bereits in den 40er Jahren abgezeichnet hatte, Rechnung getragen.
Dank der rasanten Entwicklung beim Wiederaufbau der durch die Kriegseinwirkungen zerstörten Industrien wurden auch immer neue und leistungsfähigere Schweißverfahren entwickelt. Gleichzeitig benötigte der Arbeitsmarkt immer mehr gut ausgebildete Schweißer, was auch zu einer Neuausrichtung der praktischen Ausbildung führte.
Erst mit dem Umzug im Jahre 1957 in die neuen Gebäude an der Bismarckstraße 85 wurde es für die SLV Duisburg möglich, diesem neuen Bedarf gerecht zu werden. Gleichzeitig ging die SLV Duisburg dazu über, im Bereich der theoretischen Ausbildung auch neue Lehrgänge für Schweißfachmänner, Schweißtechniker und Schweißkonstrukteure anzubieten und durchzuführen.
Kontinuierlich wurden die Angebote für die praktische und die theoretische Ausbildung an die Forderungen aus Industrie und Handwerk angepasst.
Carl Hase leitete die SLV Duisburg noch bis zum Jahr 1958. Zu seinem Nachfolger wurde Prof. Hans von Hofe bestellt, welcher die SLV Duisburg bis 1975 leitete.
Während dieser Zeit wurde die SLV Duisburg um neue Hörsäle ebenso wie um den Bereich der Forschung erweitert. Kennzeichnend war hierfür der Neubau des Experimentierhörsaals im Jahr 1964 und zwei Jahre später die Erweiterung des Forschungsbereichs.
Zusätzlich wurden die Schweißtechnischen Lehrwerkstätten in Heeren-Werve und Gelsenkirchen die ersten beiden neuen Außenstellen.
Ab 1975 leitete Prof. Hermann Thier die SLV Duisburg. Die Weiterentwicklung der Fügetechnik selber machte es notwendig, die SLV Duisburg nochmals zu erweitern. So entstand im Jahr 1994 das Institut für neue Fügetechniken. Insgesamt wurden im Rahmen der Forschung bis heute weit über 200 Forschungsvorhaben bearbeitet und abgeschlossen, wobei einige Vorhaben auch zu Promotionen führten.
Es war ein besonderes Anliegen von Prof. Thier, die theoretische schweißtechnische Ausbildung durch neue EDV-Anwendungen zu modernisieren. Zugleich sollte diese Ausbildung im Ausland etabliert und der Bereich der Dienstleistungen weiter ausgebaut werden. Eng damit verbunden waren Ereignisse, wie unter anderem die Benennung als Anerkannte Stelle für den „Großen Eignungsnachweis“, im Jahr 1976 und der weitere Aufbau der Gruppe Gütesicherung, aus der im Jahr 2004 die Abteilung Qualitätssicherung hervorging.
In den 80er und 90er Jahren erfolgte die Ausbildung von Schweißfachingenieuren sowohl in Südkorea als auch in China. Zeitgleich erfolgte in China auch der Aufbau des heutigen Schweißinstituts WTI in Harbin.
Im Jahr 1999 wurde dann die GSI mbH gegründet, aus der vorher selbstständigen SLV Duisburg GmbH wurde eine Niederlassung der GSI mbH. Nach Gründung der GSI mbH wurden die formalen Auslandstätigkeiten der Hauptniederlassung zugeordnet, welche dann auch verschiedene Auslandsgesellschaften gründete. Das operative Auslandsgeschäft verblieb bei der SLV Duisburg.
Ebenso wurde die Entwicklung des Distance Learnings für Schweißfachingenieure vorangetrieben. 2001 konnte der erste Fernlehrgangs, heute als e-Learning bezeichnet, erfolgreich durchgeführt werden.
Im Jahr 2003 übernahm Prof. Steffen Keitel, gleichzeitig Geschäftsführer der GSI mbH, die Leitung der Niederlassung SLV Duisburg, die er bis 2011 wahrnahm. Während dieser Zeit erfolgten u. a. die Gründung der Bildungszentren Rhein-Ruhr BZ RR mit Sitz in Oberhausen, die Vereinheitlichung der Ausbildungsunterlagen innerhalb des GSI-Verbundes, die Etablierung des e-Learnings auch im Ausland und die Einführung von Virtual Welding Systems VWTS.
Im Oktober 2011 wurde Jörg Mährlein die Leitung der Niederlassung übertragen. Bereits zwei Jahre später konnte er mit der Belegschaft das 85 jährige Jubiläum der SLV Duisburg feiern.